Sprachtipps

Auf Denglisch 4ever! soll nicht nur vor sprachlicher Volksverdummung gewarnt, sondern auch gezeigt werden, wie man konstruktiv mit Fremdsprachlichem und Denglisch umgehen, d.h. es nehmen und verstehen kann as it is! Tipps für andere Sprachen als Deutsch und Englisch erfolgen allerdings ohne Gewähr.

  29.01.2011 - Übersetzen Sie nicht!
Lassen Sie sich von DeGe nicht einreden, wenn Sie etwas nicht (auf Anhieb) übersetzen können, verstünden sie es auch nicht! Angenommen, ein englischsprachiger Mensch stellt sich Ihnen als John Taylor vor. Übersetzen und merken Sie sich seinen Namen etwa als 'Johannes Schneider'? Natürlich nicht.
Warum also sollten Sie sich 'Namen' von Gegenständen, Tätigkeiten, Berufsbezeichnungen usw. in übersetzter Form merken?



Warum sollten Sie, vereinfacht gesagt, zwei Hirnsynapsen ( <=> ) für den Lernprozess verwenden, wenn doch eine ausreicht?



So ist es doch viel einfacher. Man nennt diese Art des Lernens, d.h. das Eintauchen in die Fremd- bzw. das Ausblenden der Muttersprache, Immersion. Immersion findet immer dann statt, wenn Sie unbewusst eine direkte Beziehung zwischen einem Begriff und einem Bild herstellen, idealerweise beim Auslandsaufenthalt, aber auch z.B. beim Fernsehen (s. Tipps vom 10.11.).

Warum aber die Fragezeichen? Weil es natürlich Wörter gibt, die nicht nur eine Bedeutung / eine bildliche Entsprechung haben. Facility Manager ist im Englischen wie im Deutschen nicht nur ein "Imponierwort" für 'Hausmeister', wie Sprachnörgler um des Nörgelns willen gern behaupten.

Facility Management ist oft eine überaus anspruchsvolle Aufgabe mit der Gesamtverantwortung für die Errichtung, Logistik und Technik ganzer Gebäudekomplexe und absolut mit der Tätigkeit von anderen Managern (im landläufigen Sinne) vergleichbar. Übrigens muss auch ein klassischer Hausmeister neben handwerklicher Begabung gute kommunikative und integrative Fähigkeiten sowie eine gewisse Autorität besitzen; er heißt nicht umsonst 'Meister'! Sie sollten also folgendes 'abspeichern':



So, jetzt haben Sie 1 (zusammengesetzes) Wort + 2 Bilder gespeichert, um sich die ganze Bandbreite des Begriffs zu merken. Bei der Übersetzungsmethode hätten Sie 2 Wörter + 1 Bild gebraucht, d.h. genausoviele Items, und trotzdem wäre die Information unvollständig bzw. in vielen Fällen falsch.

Zudem ist der Mensch ein visuell orientiertes Wesen, d.h. er kann sich Bilder einfacher merken als abstrakte Zeichenfolgen. Das funktioniert nicht nur für Menschen und Gegenstände, sondern auch für Tätigkeiten und Abstraktes. Bilder lassen sich für alles mögliche assoziieren; Stichwort: Eselsbrücke.

Es spricht also kaum etwas für das Vokabeln-Lernen in klassischen Sinne und für das Übersetzen - außer Sie sind professioneller Übersetzer.
Wichtig: Das alles gilt nicht nur fürs Lernen und Verstehen. Wenn Sie Englisch sprechen oder schreiben, tun Sie das ebenfalls ohne den Umweg übers Deutsche! Das geht erstens schneller, und zweitens ist wörtlich übersetztes Deutsch für englische Muttersprachler ziemlich ungenießbar.
   Verstehen und Übersetzen: zwei Paar Schuhe     Forumsdiskussion
  10.11.2010 - Listen to Native Speakers!
Bisher ging es - der Natur einer Website gemäß - hauptsächlich um das Leseverständnis von Fremdsprachlichem. Das ist relativ einfach, denn man hat dazu jede Menge Zeit. Aber es ist wohl jedem so ergangen, der in der Schule ein paar Jahre eine Fremdsprache gelernt hat: Kommt man das erste Mal ins Ausland, kann man zwar Schilder und Speisekarten lesen, aber nicht den Wortschwall des Taxifahrers und seiner Landsleute verstehen. Das ist ganz normal und geht Ausländern in Deutschland umgekehrt genauso.

Die Gründe sind banal:
  • Native speakers sprechen ca. doppelt (in Frankreich und Südeuropa: dreimal ;) so schnell wie der Lehrer.
  • So wie kaum jemand wirklich reines Hochdeutsch spricht, spricht auch kaum jemand das, was hierzulande als 'Oxford-Englisch' bezeichnet wird (von Tony Blair hört man leider nichts mehr). Die grausame Realität besteht aus mehr oder weniger ausgeprägten Dialekten.
Klar, der beste Weg, eine Sprache wirklich zu lernen, ist der Aufenthalt im jeweiligen Land. Mir hat anno dunnemals ein 3-Wochen-Ferienjob in einer englischen Firma mehr gebracht als ein Jahr Schulunterricht!
Aber wann hat man schon die Gelegenheit dazu? Deshalb hier der zweitbeste Weg:

Sehen Sie fern! Denn genau wie im wirklichen Leben wird dabei das Gehörte durch Bilder erklärt!

Leider sind die Möglichkeiten in D'land etwas begrenzt. Während Holländer und Skandinavier Englisch durch O-Ton-Spielfilme mit Untertiteln lernen dürfen - und es im Schnitt viel besser können! - wird hierzulande alles synchronisiert. Und Zweikanal-Sendungen sind ebenso rar wie entspr. ausgestattete TV-Geräte.
Was es gibt:

1. Nachrichtensender:

1.1 Da Sie in der Schule normalerweise britisches Englisch gelernt haben, beginnen Sie bei BBC World. Dort wird zwar schnell, aber relativ akzentfrei gesprochen - außer von einigen indischen und texanischen Korrespondenten ;)

1.2 Eine Nummer härter ist CNN. Zwar gibt es auch dort ein paar Briten, aber mehrheitlich US-Amerikaner plus die üblichen Verdächtigen aus aller Herren Länder. Wenn Sie einen Amerikaner relativ mühelos verstehen, kommt er wahrscheinlich aus dem Nordosten (New England). Wenn Sie eher nichts verstehen, wird evtl. gerade jemand aus den Südstaaten interviewt. Aber auch hier ist das Verständnis nur eine Sache des Trainings!

2. Spielfilm-DVDs:

Bei allen Leih- / Kauf-DVDs können Sie Englisch, also meistens die Originalsprache, einstellen. Bei längeren Dialogen ist das Verständnis schwieriger als bei Nachrichtensendungen, denn es fehlen die erklärenden Bilder. Trotzdem müssen es keine Action-Filme mit 100 Explosionen und netto 5 Minuten Text sein. Sehen sie sich Ihre Lieblingsfilme an, die Sie bereits gut kennen! Dann wissen Sie ungefähr, was gesagt wird. Und als Dreingabe zum Lerneffekt kennen Sie endlich die realen Stimmen der Schauspieler.

 Tipp: Notting Hill mit Julia Roberts (US), Hugh Grant (UK) und einem urigen Waliser.
Als 'Rettungsanker' gibt es ein Skript zum Mitlesen. Für DeGe: Blockbuster ist auch hier keine Bombe!

Für Zeitknappheitsgeplagte noch der drittbeste Weg zum Hörverständnis:

Hören Sie Radio! Lassen Sie sich 'berieseln'!

Bei Vielen läuft eh den ganzen Tag das Radio. Warum nicht mal - je nach Wohnort - AFN (American Forces Network) oder BFBS (British Forces Broadcasting Service) einschalten? Falls Ihr Musikgeschmack ein anderer ist: Es gibt Hunderttausende englischsprachiger Internet Radio Stations mit Angeboten quer durch den musikalischen Garten!

Wie auch immer: Genaues Hinhören, z.B. bei den News, bringt einiges. Aber selbst wenn Sie Radio nur als Geräuschkulisse nutzen, bleibt im Unterbewusstsein etwas von Aussprache, Betonung und Satzmelodie hängen. Jedenfalls ist es besser als nichts und viel besser als über unverständliches Englisch zu nörgeln!
  30.10.2010 - Wo werden Sie geholfen? Und wo nicht?
1. + Google: Die aktuellste Auskunft über Sprachentwicklung erhalten Sie von Google (oder anderen großen Suchmaschinen). Damit finden Sie von elitären wissenschaftlichen Abhandlungen bis zum Ghetto-Slang (in Foren, auf YouTube und einigen Blogs) einen ziemlich repräsentativen Querschnitt über aktuelle englische und deutsche Sprache. Und wenn Sie die  Google-Toolbar samt Übersetzungsfunktion installieren, brauchen Sie oft keine Online-Dictionaries mehr aufzurufen.

  • Achten Sie immer auf die Trefferanzahl! So sehen Sie z.B., dass in deutschen Blogs (d.h. meist von Privatpersonen) 'Rudelgucken' (ca. 54.000 Hits) nicht wirklich häufiger verwendet wird als  Public Viewing (ca. 1.000.000).
    Surftipp: Bestatterweblog. Wenn der sich mit Aufbahrungen nicht auskennt, wer dann?

  • Auch erkennen Sie bzgl. public viewing mittels Google sofort, "dass es den Begriff im britischenEnglisch (sic!) gar nicht gibt", und zwar ca. 200.000mal - selbst wenn man die gängigen Kombinationen 'viewing ~' ausschließt:  public viewing.

  • Achtung! Überfliegen Sie zur Kontrolle die ersten Ergebnisseiten und achten Sie auf die angezeigten URLs sowie die ersten Textzeilen! Manchmal sucht Google anders als Sie es beabsichtigen. Dazu später mehr ...
2. + Online-Dictionaries: Einige empfehlenswerte Online-Dictionaries stehen auf der Denglisch 4ever!-Linkseite. Durch die Mitarbeit Tausender Benutzer fließen dort auch die neuesten Entwicklungen ein und werden durch andere Benutzer kontrolliert und verifiziert (das Wikipedia-Prinzip). Im Zweifel einfach mit anderen Dictionaries abgleichen!
Nur sollten Sie beim Nachschlagen wirklich alle Übersetzungen beachten! Was ganz oben steht, muss nicht zwangsläufig die häufigste oder gar 'einzig richtige' Bedeutung sein. Wie immer, kommt es letztlich vor allem auf den Kontext an, s. auch DeGe und Kontext - zwei Welten ...

3. + / - Wörterbücher: Wenn Sie einen Internet-Zugang haben, vergessen Sie gedruckte Wörterbücher! Aufgrund der rasanten Sprachentwicklung sind diese schon beim Kauf veraltet. Natürlich gibt es die Wörter und Übersetzungen, die sie darin finden; sie sind höchstens - je nach Erscheinungsdatum - etwas angestaubt. Der Umkehrschluss ist jedoch nicht zulässig: Was Sie in einem Wörterbuch von 2001 nicht finden, kann es mittlerweile durchaus geben!

4. + / - Muttersprachler: DeGe beklagen lautstark, dass Deutsche ihre Muttersprache nicht mehr beherrschen. Die ganze Wahrheit: Kein Mensch der Welt beherrscht seine Muttersprache vollständig! Inwieweit er sie beherrscht, hängt schlicht vom Bildungshorizont ab. Natürlich gilt das auch für Angloamerikaner. Fragen Sie einen Farmer im Mittleren Westen, der sich weder für soccer noch für Kunst und schon gar nicht für britisches Englisch interessiert, nach public viewing, wird er natürlich die Aufbahrung assoziieren. Denn Todesfälle gibt es überall.

Es gilt analog das, was unter 3. gesagt wurde: Die Auskunft ist sicherlich richtig, aber nicht zwangsläufig vollständig! Hinzu kommt, dass Muttersprachler i.d.R. nicht über ihr Idiom nachdenken. Versuchen Sie mal, einem Ausländer eine komplizierte deutsche Grammatikregel zu erklären, die Sie ganz unbewusst richtig anwenden! Die besten Ansprechpartner in Sachen Englisch sind - abgesehen von einheimischen 'Sprachprofis' - demzufolge eher Nicht-Muttersprachler, die seit mindestens fünf Jahren im anglophonen Ausland leben. Denn diese haben sich die Sprache bewusst angeeignet.

5. - Denglisch-Gegner: Wenn Sie sich auf Denglisch 4ever! ein wenig umgeschaut haben, werden Sie wissen, was von DeGe-Statements über Englisch und Denglisch zu halten ist: rein gar nichts. Der Zweck 'Agitation gegen Denglisch' heiligt dort die Mittel. Es mag zwar nicht alles falsch sein, aber doch so vieles, dass DeGe in puncto Englisch / Denglisch als grundsätzlich nicht vertrauenswürdig einzustufen sind.
  19.10.2010 - Keine Angst vor Unbekanntem!
Das A und O beim Begreifen von Sprache ist eine unbefangene, vorurteilslose und neugierige Herangehensweise. Sprachen beißen doch nicht! Im schlimmsten Fall versteht man hinterher genausowenig wie vorher. Na und? Nur wer Fremdsprachliches von vornherein ablehnt, wird nie etwas davon verstehen.

Versuchen Sie also, Ähnlichkeiten und Analogien zu bereits Bekanntem zu finden!
So kommt man zwar nicht zu 100%igen Übersetzungen, kann aber oftmals den Sinn erfassen.
NL Wer z.B. als Norddeutscher Plattdütsch schnackt, wird Niederländisch zu 50 - 80% verstehen. Lediglich die für uns (!) ulkige Rechtschreibung ist etwas gewöhnungsbedürftig:
Het woord 'kwaliteit' ligt tegenwoordig op ieders lip.
Das Wort 'Qualität' liegt gegenwärtig auf jeder(mann)s Lippe(n).


Ein riesiger Vorteil ist es natürlich, wenn man Latein gelernt hat. Latein ist nicht nur der Generalschlüssel zu allen romanischen Sprachen, sondern auch zu einem großen Teil der englischen. Die germanischen Wörter kann man direkt mit ihren deutschen 'Verwandten' vergleichen; nehmen Sie sich nur vor false friends in Acht! Gift heißt nicht 'Gift'!

Aber auch ohne die o.a. Sprachkenntnisse muss man nicht gleich kapitulieren - sondern assoziieren!
SE Vermutlich können Sie - wie ich - kein Schwedisch. Nun landen Sie zufällig auf einer schwedischen Website und lesen: häst hoppa. Keine Ahnung, was das heißen soll? Macht nichts! Denn zum Glück gibt es im Web erklärende Bilder wie dieses:
OK, Häst könnte mit 'Hengst' verwandt sein und ist jedenfalls ein Pferd. Und hoppa kennt man z.B. aus dem Kinderlied 'Hoppe, hoppe, Reiter'. Hoppen => hüpfen => springen. Es heißt also soviel wie 'Pferdespringen' oder in diesem Fall 'Springreiten'. Wenn man sich ein wenig auf die Sprache eingestellt hat, sind selbst schwedische Sätze nicht immer böhmische Dörfer. Eine ungefähre Übersetzung ohne Hilfsmittel:
Att kommunicera     med hästen   på hästens språk  handlar del 2 om i             Hästkommunikation
Vom Kommunizieren mit Pferden per Pferdesprache handelt Teil 2 über die (?) Pferdekommunikation.


Die schlechte Nachricht: So etwas funktioniert (ohne Lateinkenntnisse) nur bei germanischen Sprachen, und bestimmt nicht in jedem Fall. Die gute: Sie können auch für gänzlich Ungermanisches die  Google-Toolbar samt Übersetzungsfunktion installieren. Damit lassen sich ganze Seiten, aber auch einzelne Wörter übersetzen. Durch Vergleich von Original und Übersetzung lassen sich oft Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten erkennen.

TR Beim folgenden Beispiel habe ich zunächst beyaz und at einzeln übersetzen lassen: 'weiß' und 'Pferd'. Aha! Anscheinend steht im Türkischen das Adjektiv vor dem Substantiv wie im Deutschen, was durchaus nicht selbstverständlich ist, vgl. romanische Sprachen. Wieder was gelernt!



Auch für website-unabhängige Übersetzungen, z.B. aus Emails, ist Google m.E. die beste Adresse:
 Google-Translator: A kingdom for a horse!
Wie bei allen PC-Tipps gilt auch hier: Wenn Ihnen das zu hoch ist, fragen Sie irgendwelche Kids!
Und wenn Sie meinen, ich habe Ihnen einen vom Pferd erzählt, hat es Ihrer kulturellen Identität hoffentlich trotzdem nicht geschadet. ;-)